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So ! Nun wisst ihr, was wir in den letzten Wochen so getrieben haben und warum es mit der regulären homepage nicht wie geplant weiter gegangen ist - nach einem vollen Arbeitstag fehlt da doch etwas der Elan, aber dafür gibt es ja diesen kleinen Zwischenstand ! Und wenn wir eines Tages hier vom Hof kommen, geht es dann auch wirklich weiter - nach einem kleinen Erholungsurlaub !!!
Selfi gibt es diesmal nicht - wir wollen euch unsere erschöpften Gesichter doch nicht zumuten ....
Und zur allgemeinen Beruhigung : wir sind hier oben weder von den Monsunereignissen der Gesamtregion noch von den kleinen Grenzscharmützeln zwischen Indien und China (die vermutlich keinen Eingang in die internationalen Nachrichten gefunden haben) irgendwie betroffen !
Am nächsten Tag geht es heiter weiter : Angmo hat immer schon von Computertischen für ihre Schützlinge geträumt (3 Tage), das Wasserversorgungssystem ist eine Zumutung (4 Tage, Fotos vielleicht später), die Energieversorgung ist marode (Planung einer Solaranlage), der Energieversorger ein Betrüger (Prüfung und Gegen-rechnung der Stromrechnungen, Verhandlungen mit dem Vize der Stromgesellschaft über neue Einstufung) und viele weitere Kleinigkeiten. Aus den gedachten 5 Tagen werden mehr als 2 Wochen, einen vorläufigen Abschluss bildet ein Einführungskurs zur Herstellung von Kartoffel-puffern - ein idealer Snack fürs Cafe : einfach, billig (Kartoffeln vom schuleigenen Acker) und : einzigartig !
Mit diesem Möbelbau und einigen Reparaturaktionen rund um das Gebäude gehen die Tage dahin, unser Wassertank leert sich, aber auf der anderen Seite des Klosters weiter oben im Tal gibt es eine Quelle - in reizvollster Landschaft !
Wir nehmen eine Nacht Auszeit.
Mathematik im Praxistest : Finde heraus, wie die Längsversteifung mittig! auf die Querhölzer gerechnet! wird und lerne den Unterschied zwischen deutschen (Zollstock) und ladakhischen (Fingerspreize) Messmethoden !
Die Schreinerstochter in ihrem Element ! Während wir einem mathematisch nur mittelmässig begabten, aber unterstützungswilligen "Möbelbauer", versteckt in einem Gesamtpaket von 35 m sägerauhen Kanthölzern, zwei ordentliche Tischplatten abluchsen konnten, müssen die Untergestelle und die Sitzbänke nach alter Tischlersitte brav manuell gehobelt und geschliffen werden ...
Während wir uns noch am (optischen) Erfolg der ersten beiden Arbeitstage erfreuen, stromern wir am 3. Tag durch ganz Leh, um das Baumaterial für ein paar Möbel aufzutreiben. Holz muss aufgrund der klimatischen Bedin-gungen entweder über die Passstrassen transportiert werden und ist somit teuer, oder es kommt in geringem Umfang aus der Region - und ist auch teuer ! Da wir die Realisierung unserer Vorstellungen nicht durch knappe Kassen limitieren lassen wollen, beschaffen wir das Rohmaterial auf eigene Kosten und mit abenteuerlichen Besuchen bei Holzhändlern und Schreinerwerkstätten mit Arbeitsbedingungen, die in D zur sofortigen Schliessung durch die Berufsgenossenschaft führen würde ...
 ...während die "Feinterasssierung" typisch lokal und somit in Handarbeit erfolgen musste!
Randnotiz : 30 Grad, stechende Sonne, dünne trockene Wüstenluft - wir sind auf 3500 m !
Für die Räumung der Findlinge und das grossflächige Planieren des Terrains konnten wir zum Glück gegen Trinkgeld einen vorbeifahrenden Maschinenführer engagieren ...
Schritt 1 : Feldbereinigung im Bereich vor der Terasse, damit das Ganze auch ein wenig untypisch indisch, also einladend wirken kann.
Steinekette mit allen verfügbaren Händen und fröhlichem Gesang statt Murren und Knurren...
Die Schule liegt direkt am Rand der Strasse zum Phyang-Kloster, das in der Saison von vielen Touris besucht wird. Am Kloster und im Dorf gibt es keinerlei Rastmöglichkeiten. Einer unserer Vorschläge bestand also darin, auf der Terasse vor dem Gebäude mit wunderbarer Aussicht in das Haupttal und auf die gegenüberliegenden Berge ein Cafe einzurichten, in dem kleine Snacks und Erfrischungen angeboten und das Projekt vor Ort spendenfähigen Menschen nahegebracht werden kann : "Rest with a view" - und ne Spende dazu !
Unsere unverhoffte Rückkehr wurde mit Begeisterung aufgenommen, denn unsere Ideen waren zwar allesamt für gut befunden worden, zur Realisierung unter ladakhischen Randbedingungen neben dem normalen Schulbetrieb gab es jedoch ein wohl berechtigtes Mass an Skepsis - die Gründe dafür sollten wir noch kennen lernen. Erst mal aber war die Freude ob des Empfangs auch auf unserer Seite gross, wir sahen den geplanten 4-5 Tagen mit viel Enthusiasmus entgegen ....
Wir verlassen am nächsten Tag das Phyang-Tal und erkunden die etwa 50 km entfernte Zansgar-Schlucht auf dem geplanten Weg zu weiteren Sehenswürdig-keiten. Die Schlucht liefert beim Rein und Raus ein paar nette Bilder, wir beschliessen, den Tag vorzeitig zu beenden und während wir beim Kaltgetränk in´s braune "Wildwasser" sinnieren und uns fragen, wo der Reiz stecken kann, ausgerechnet hier in´s Rafting - Floss zu steigen, gibt eine Überlegung die andere und schliesslich entscheiden wir, am nächsten Tag zur Schule zurück zu fahren und wenigstens eine unserer Ideen praktisch anzuschieben, getreu dem auf der Tafel auf obigem Foto abgebildeten Tagesmotto für die Schülerinnen : Wenn du wirklich helfen willst, schaffe Randbedingungen, dass jeder seine Lage durch eigene Leistung verbessern kann ...
Das Schulgebäude macht aussen wie innen einen für indische Verhält-nisse ausgesprochen ordentlichen Eindruck - wenn man u.a. vom rund um das Gebäude seit seiner Errichtung vor 6 Jahren nach wie vor vorherrschenden Baumaterialchaos absieht. Bei Tee und Mittagessen erfahren wir weitere Details, lernen eine unter letztlich sehr spar-tanischen Verhältnissen gemeinsam lebende und lernende toll harmo-nische Schülerinnengemeinschaft ein wenig kennen, präsentieren unsere ersten Ideen und verlassen die Schule schliesslich mit dem Gefühl, dass unsere Spende für die Erweiterung der "Bibliothek" zwar ein sinnvoller Beitrag sein mag, aber kein wirklicher Anschub für die Re-alisierung von Schritten zur Lösung einiger erheblicher Alltagsprobleme  darstellen kann, von denen wir nach und nach und nur scheibchenweise erfahren, inklusive der spezifischen indisch-ladakhischen Beharrungs-methoden, die sich bei näherem Befassen nur schwer fassen lassen...
Und trotzdem ist die Kohle immer knapp, da von den richtig armen Eltern der Schülerinnen keine Schulgebühren kassiert werden können/sollen, sondern lediglich ein Essensbeitrag erhoben wird.
 
Nachdem uns die Beiden verlassen haben, sitzen wir noch bei etwas mehr Rotwein zusammen und produzieren diverse Ideen, wie sich denn die Ein-kommensseite des Projektes evtl. stärken lassen könnte - für den nächsten Tag sind wir zur Besichtigung eingeladen und wir wollen nicht mit leeren Händen antreten, zumal wir ob des unter widrigen Umständen bisher mit hohem Engagement Geleisteten ziemlich beeindruckt sind ...
Dieses spezielle Schulprojekt, vor etwa 10 Jahren mit Unterstützung der dänischen Regierung initiiert, richtet sich an Mädchen aus armen Familien aus der ganzen Provinz Ladakh, die u.a. aufgrund der optimierungsbe-dürftigen Qualität des regulären indischen Schulwesens ihren Klasse 10-Abschluss nicht gepackt haben und nun hier internatsmässig 1 Jahr lang auf ihre Wieder-holungsprüfung vorbereitet werden - mit vielen Hinder-nissen : die Finanzierung dieses Projektes erfolgt ohne jeglische staatliche Begleitung, somit durch private Spenden, dänische Patenschaften für die 15-20 Mädels jedes Jahrgangs und...logistische und finanzielle starke Unterstützung des Lamas des im Hintergrund erkenn-baren Klosters, der u.a. das Grundstück für die Schule aus Klosterbesitz gesponsort hat ...
Also Hühnchen auf den Grill, Wein auf den Tisch und mit Sonne im Rücken geniessen wir den Blick auf das Kloster, als uns zwei nette Damen ansprechen : Lissy, frisch pensionierte Schulleiterin aus Dänemark,die das Projekt seit Jahren begleitet und jedes Jahr für mehrere Wochen hier unterrichtet, und Angmo, die, wie sich später herausstellt, Leiterin der "After School", die wir auf dem Weg zum Kloster aufgrund einer etwas untypischen Bemalung der Umgrenzungsmauer zwar wahrgenommen haben, aber natürlich nichts mit anzufangen wussten - was sich aber im Verlauf des Abends bei etwas Rotwein änderte ...
In Leh (s. letztes "Aktuelles") haben wir zunächst diverse kleinere Unternehmungen gestartet, hierzu später mehr. Nach gut einer Woche wollten wir dann eigentlich weiter entlang der pakistanischen Grenze Richtung Srinagar, natürlich unter organisiertem "Abklappern" diverser Sehenswürdigkeiten am Wegesrand - die erste namens Kloster Phyang wartete nur 15 km nördlich von Leh in einem netten Tal seitlich der Hauptstrasse. Also rein und hoch ins Tal zu einem mal wieder malerisch gelegenen, stark tibetisch geprägten Gompa. Es ist mittlerer Nachmittag und nach der Besichtigung beschliessen wir, Sonnenuntergang und Nacht mit netter Aussicht sowohl auf das Kloster als auch auf die gegenüber-liegenden Bergzüge mit dem weissen Stock Kangeri (über 6000 m ) zu verbringen - in etwa so :
Nachsitzen in der After School oder :
Nach 5 Jahren mal wieder richtig arbeiten !
01.09.2017